Wechselkurs: Determinanten des Wechselkurses

Wechselkurs: Determinanten des Wechselkurses
Wechselkurs: Determinanten des Wechselkurses
 
Generell gilt, dass in einem System flexibler Wechselkurse der Wechselkurs durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt bestimmt wird. Bei einem größerem Angebot inländischer Währung am Devisenmarkt als Nachfrage, muss die inländische Währung abwerten beziehungsweise die ausländische Devise aufwerten, um zum Marktgleichgewicht zurückzukehren.
 
 Faktoren der Wechselkursbildung
 
Devisennachfrage und Devisenangebot werden dabei bestimmt durch die Geschäfte zwischen In- und Ausländern (z. B. Im- und Exporte). Lebt ein Land längerfristig über seine Verhältnisse, das heißt, übersteigen seine Ausgaben für Importe oder Kapitalabflüsse die Exporteinnahmen und Kapitalzuflüsse, steigt das Angebot seiner Währung an den Devisenmärkten. Ursächlich für die Entwicklung des Wechselkurses sind daher zum einen die Bestimmungsgründe für solche Handelsaktivitäten. Güterströme werden im Allgemeinen verursacht durch die unterschiedliche Kaufkraft einer Währung im In- und Ausland. Dahinter stehen also Unterschiede zwischen in- und ausländischen Preisen und Inflationsraten sowie im Einkommen. Die täglichen Schwankungen des Wechselkurses können jedoch nicht alleine durch Handelsströme erklärt werden. Zusätzlich sind es die Kapitalströme, die den Wechselkurs vor allem kurzfristig beeinflussen. Hierbei sind es erwartete Zinsunterschiede, also unterschiedliche Rentabilitäten, die Anlageentscheidungen im In- und Ausland bestimmen. Im Rahmen der Wechselkurstheorie wurde eine ganze Reihe von Ansätzen zur Erklärung der Wechselkursbildung entwickelt.
 
 Bestimmungsfaktoren in mittlerer und langer Frist
 
Eine der wichtigsten Wechselkurstheorien, die Kaufkraftparitätentheorie, geht zurück auf den schwedischen Volkswirtschaftler Gustav Cassel (1866-1945). Diese Theorie besagt, dass die Änderung des bilateralen Wechselkurses abhängt von der Preisentwicklung beider Länder. Eine Abwertung tritt auf, wenn das Preisniveau des Inlands im Vergleich zum ausländischen stärker gestiegen ist. Durch die höhere Geldentwertung im Inland ist es günstiger, Güter im Ausland zu kaufen; die Kaufkraft der inländischen Währung im Ausland ist gestiegen. Mit der Abwertung wird diese Abweichung und damit der reale Devisenkurs wieder ausgeglichen. Unterschieden wird zwischen absoluter Kaufkraftparität, die erfüllt ist bei gleicher Kaufkraft einer Währung im In- und im Ausland, und relativer Kaufkraftparität, die gilt, wenn die Entwicklung von Inflationsraten und Wechselkursen und damit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vergleichbar sind. Die Kaufkraftparitätentheorie gilt jedoch nur bei völliger Kapitalverkehrsfreiheit, vollkommenen und offenen Märkten und gleichem Nachfrageverhalten der in- und ausländischen Konsumenten. Außerdem sind in der Realität nicht alle konsumierten Güter international handelbar. Allgemein wird die relative Kaufkraftparitätentheorie als der Ansatz betrachtet, der zumindest teilweise die langfristige Entwicklung des Wechselkurses erklären kann. Allerdings zeigen empirische Studien, dass dies auch nicht für alle Länder und alle Zeiträume gilt. Daneben können auch Unterschiede im in- und ausländischen Einkommensniveau Druck auf die Wechselkurse ausüben. Wächst das Einkommen im Inland im Vergleich schneller, so importiert das Inland mehr als das Ausland seinerseits an Exportgütern des Inlandes nachfragt. Damit steigt die Nachfrage nach inländischer Währung, die importierten Güter müssen schließlich bezahlt werden. Erst mit einer Aufwertung des Wechselkurses kann dann das ursprüngliche Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt wieder erlangt werden.
 
 Kurzfristige Bestimmungsfaktoren
 
In kürzerer Frist wird die Entwicklung des Wechselkurses aber weniger durch Im- und Exporte von Gütern und damit der in- und ausländischen Kaufkraft von Währungen bestimmt, sondern sehr viel stärker durch Kapitalbewegungen. Hinter diesen stehen Anlageentscheidungen. Wenn inländische Investoren ihr Risiko breiter streuen wollen, teilen sie ihr Vermögen neben Geld und inländischen Wertpapieranlagen auch auf ausländische Anlagen auf. Die Struktur des so gebildeten Portfolios ist dabei abhängig von der Rentabilität der Anlagen im In- und Ausland, also z. B. vom in- und ausländischen Zins und den Kosten der internationalen Kapitalbewegungen. Bei erwarteten Rentabilitätsänderungen kommt es zu Kapitalbewegungen, denn ein höheres reales Zinsniveau im Ausland lockt Investoren an. Fließt Kapital vom Inland ins Ausland, steigt die Nachfrage nach der ausländischen Währung, während die inländische angeboten wird. Dieser Angebotsüberhang der inländischen Währung wird durch eine Abwertung ausgeglichen. Gleichzeitig kann eine solche Abwertung das reale in- und ausländische Zinsdifferenzial wieder angleichen. In diesem Fall gilt die Zinsparität, das heißt, in- und ausländisches Zinsniveau sind vergleichbar. Daneben kommt es ebenfalls zu Änderungen der Wechselkurse im Zusammenhang mit politischen oder wirtschaftlichen Krisen oder von Devisenspekulationen.

Universal-Lexikon. 2012.

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